Autorin

Ich wurde 1979 in Erfurt geboren. Mein Studium der Neueren Deutschen Literatur (FU Berlin) und der Jüdischen Studien (Universität Potsdam) habe ich 2007 abgeschlossen. Im Jahr 2013 erschien mein Romandebüt „Brandstatt“ bei C.H. Beck, das mit dem Jürgen-Ponto-Preis ausgezeichnet wurde. Ich bin verheiratet, habe einen Sohn und lebe mit meiner Familie in Berlin.

Wie ich zur Alternativmedizin kam…

Von 2009-2011 absolvierte ich eine Ausbildung zur Heilpraktikerin. Zur damaligen Zeit quälten mich körperliche Symptome, für die keine organischen Ursachen gefunden werden konnten. Unzufrieden mit der konventionellen Medizin, gelangte ich fast zwangsläufig zur sog. Alternativmedizin. Zwar konnten auch naturheilkundliche Therapien keine langanhaltende Besserung meiner Beschwerden herbeiführen, dennoch fühlte ich mich von den vielfältigen Methoden sowie der Atmosphäre in den Heil-Praxen angezogen. Die Therapeuten und ihre Räumlichkeiten boten mir einen gewissen Schutzraum, in dem meine Symptome – vermeintlich – verstanden wurden. Und da ich nicht nur eine medizinische, sondern auch eine berufliche Alternative suchte, entschloss ich mich zu einer Heilpraktiker-Ausbildung. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass ich unter Blockaden litte, die einzig durch alternativmedizinische Behandlungen gelöst werden konnten und dass ich danach prädestiniert sein würde, auch andere Menschen heilen zu können.

…und wie ich zur Skeptikerin wurde

Aus all dem wurde nichts. Die Inhalte der Ausbildung, die Methoden der Heilpraktiker und die esoterische Weltanschauung ließen mich zweifeln. Das war natürlich ein schleichender Prozess. Ich wollte jedoch wissen, was es mit der Alternativmedizin auf sich hat. Ich stieß auf Skeptiker-Seiten, die sich kritisch mit der Pseudomedizin auseinandersetzen. Was ich dort las, fand ich glaubwürdiger als das, was man in der Heilpraktikerschule erzählte. Zunächst einmal musste ich verstehen, dass es sich bei der Alternativmedizin nicht um eine andere, im Sinne von bessere, Medizin handelt, sondern letztlich um eine irrationale Glaubensmedizin. Außerdem wurde mir bewusst, dass die sog. Alternativmedizin ausgesprochen häufig mit Impfgegnerschaft und verschwörungstheoretischem Denken einhergeht. Auch das Gerede von Selbstheilungskräften, Entgiftungen, Energiebahnen etc. entpuppte sich als wissenschaftsfernes Orakeln. Ich distanzierte mich von dem Gedanken, Heilpraktikerin zu werden, konnte ihn aber noch nicht ganz los lassen.

Den Rest erledigte dann das Leben: Ich bekam ein Kind und einen Buchvertrag (für meinen Roman) und war erstmal anderweitig beschäftigt. Durch Schwangerschaft, Geburt und Babyzeit wurde ich allerdings immer wieder mit Globuli, Impfangst und Esoterik konfrontiert. Schließlich hat es mir gereicht. Die fragwürdigen Erfahrungen aus der Heilpraktiker-Ausbildung noch im Kopf, entschied ich mich dagegen, Heilpraktikerin zu werden. Stattdessen habe ich weiter über Paramedizin, wie ich die Alternativmedizin bewusst bezeichne, recherchiert. Es folgte eine Veröffentlichung in der Süddeutschen Zeitung und daraufhin das Angebot, das Thema zu einem Sachbuch auszuweiten. Das gab mir die großartige Möglichkeit, vollends in die Abgründe der vermeintlichen sanften Medizin abzutauchen – und letztendlich Perspektiven für einen zeitgemäßen Heilbehandlerberuf zu entwickeln.

Die vergangenen Jahre waren ein spannender Prozess von der Gutgläubigkeit hin zu Faktendenken – und Wissen. Ich bin sehr dankbar für die Erfahrungen und bereue die Heilpraktiker-Ausbildung kein bisschen. Denn sie hat mich letztlich zur Skeptikerin gemacht, was mein Leben wirklich bereichert. Seit April 2016 bin ich Mitglied der GWUP und Unterstützerin des INH.